Nach unseren so magischen Momenten in der Rub Al-Khali Wüste 2018 in Abu Dhabi wollten wir auf unserer Weiterfahrt nach Danzig nun Polens Sahara einen Besuch abstatten. Ich rechnete hier an der polnischen Ostsee zwar nicht annähernd mit ähnlichen magischen Aha-Erlebnissen doch die Bilder im Netz sahen so interessant aus, dass es uns einen kleinen Umweg wert war. Und in der Tat waren wir nachhaltig beeindruckt, eine solche Natur in diesen Dimensionen hatte keiner von uns hier erwartet.
Daten und Fakten
Die Lontzkedüne – auf polnisch Wydma Łącka – ist die größte Wanderdüne an der pommerschen Ostseeküste. Sie ist ein Teil des Dünengebietes im Slowinzischen Nationalpark. Das gesamte Gebiet umfasst ca. 500 Hektar. Die Wanderdüne ist zwischen 30 und 42 Meter hoch.
Mit einer Länge von etwa 1300 Metern und einer Breite von 500 Metern bewegt sie sich aufgrund der Westwinde jährlich über 10 Meter gen Osten. Dabei begräbt sie alles was ihr im Weg steht mit ihrem feinen Sand. So wird die ursprüngliche Landschaft, Wald und Moor immer mehr untergraben.
Das man mittlerweile von der Sahara Polens spricht ist also keine Übertreibung. Das gesamte Gebiet liegt unweit dem Städtchen Leba.
Leba
Mit seinem breiten schier endlos langen Sandstrand ist Leba mittlerweile ein beliebter Badeort geworden, der sich seinen ursprünglichen Fischörtchen-Charme behalten hat. Wer also nicht, wie wir, auf der Durchreise ist kann hier auch wunderbar ein paar Tage Ostseeurlaub verbringen und die Wanderung zur Düne damit verbinden.
Wie komme ich zur Lontzkedüne
Je nach Vorlieben und Kondition hat man mehrere Möglichkeiten zur Düne zu gelangen.
Ab Leba über den Strand
Eine Möglichkeit ist der Weg am Strand entlang ab Leba. Das sind aber einfache Strecke über 8 Kilometer, sprich mindestens 16 Kilometer plus Wanderung auf die Lontzkedüne. Mit der Anfahrt von Kolberg und der Weiterfahrt nach Danzig schien uns diese Variante ein wenig zu zeitintensiv.
Mit Fahrrad ab Leba
Eine weitere Alternative ist ab Leba mit dem Fahrrad zu fahren. Wenn man die 214 nach Leba fährt haben wir in der Straße Turystyczna einen riesigen Fahrradverleih gesehen. Das war auch der letzte vor dem Nationalparkeingang. Ab hier sind es einfache Strecke ca 7,5 Kilometer. Mit dem Fahrrad also locker zu bewältigen und wir haben auch zahlreiche Radfahrer unterwegs angetroffen.
Zu Fuß ab Parkplatz Nationalpark
Der Parkplatz zum Nationalpark befindet sich in der Straße Szlak Czerwony 4. Er ist kostenpflichtig, dafür aber auch bewacht. Über den Parkplatz gelangt man nach guten 200 Metern zum Eingang des Nationalparks. Der Weg ab hier zur Lontzkedüne beträgt 5,5 Kilometer und führt auf schön angelegten Wegen durch den Kiefernwald.
So ist die Strecke im Gegensatz zur schattenlosen Alternative über den Strand auch bei hohen Temperaturen gut auszuhalten.
Mit dem Boot ab Parkplatz Nationalpark
Die Boote fahren direkt neben dem Parkplatz bei dem Aussichtsturm los. Tickets bekommt man direkt vor Ort. Die Fahrt über den Jezioro Łebsko endet dann gute 2 Kilometer vor der Düne. Diese Strecke muss man also auf jeden Fall zu Fuß bewältigen können. Die Boote verkehren in der Regel im 30-Minutentakt.
Mit dem Elektro Trolley ab Eingang Nationalpark
Ich hatte im Vorfeld auch von der Möglichkeit gelesen ab Eingang des Nationalparks mit Elektro-Trolleys zur Düne zu gelangen. Wir haben diese Trolleys dort auch stehen sehen. Jedoch ohne Fahrer und auch ohne irgendeine Beschilderung was Abfahrtszeiten, Preise etc. angeht. Uns hat auch während unseres Fußmarsches nicht eines der Trolleys überholt oder ist uns entgegengekommen. Von daher sollte man sich zumindest zu dieser Jahreszeit nicht auf diese Möglichkeit verlassen.
Wir entschieden uns spontan für die Variante zu Fuß durch den Nationalpark zur Düne zu wandern und gingen vom Parkplatz zum Eingang des Parkes. Hier gibt außer dem Kassenhäuschen auch noch ein Restaurant und die vorerst letzten normalen Toiletten 😉
Auf dem Weg durch den Wald sind dann Dixie-Klos die einzige Möglichkeit, wenn die Blase drückt.
Slowinski Nationalpark
Der Eintritt zu den Slowinzischen Nationalpark ist vom 1. Mai bis zum 30. September kostenpflichtig. Der Preis von 6 Złoty, also zirka 1,36 Euro pro Person, ist es in jedem Fall wert.
Der 1967 gegründete Nationalpark gehört seit 1977 zum UNESCO Biosphärenreservat und hat eine Größe von 18.618 Hektar. Sein Namen hat er vom Volk der Slowinzen, welche ursprünglich am Rande des Jezioro Łebsko (deutsch: Lebasee) lebten. Mit Wasser, Wald, Sumpf, Weideland, Strand und Dünen hat er naturtechnisch alles zu bieten.
Zwischen den Küstenorten Rowy und Leba zieht sich über 35 Kilometern ein Wanderweg entlang der Ostseeküste. Wem also die Wanderung ab Leba zu kurz ist, der kann sich gerne hier austoben 🙂
Nach rund 3 Kilometern durch den Kiefernwald erreicht man die einzige Verpflegungsstation auf der Route. Beim Muzeum Wyrzutni Rakiet w Rąbce gibt es Snacks und Getränke.
Muzeum Wyrzutni Rakiet w Rąbce
Während des 2. Weltkrieges wurden die Dünen für den Wüstenkrieg und für Raketentests genutzt. Auf einem Teil des ehemaligen Raketentestgeländes ist heute ein kleines Freilichtmuseum errichtet.
Wir ließen Museum Museum sein und machten uns auf die restlichen knapp 2 Kilometer bis zur Düne. Im übrigen ist hier gegenüber dem Museum auch die Ankunft- bzw. Abfahrt, wenn man den Weg per Boot nimmt.
Eben noch mitten im Wald samt seiner Bewohner kommt man dann den Dünen immer näher. Nach einem Platz, wo Fahrräder gut angeschlossen werden können, geht es die letzten 300 Meter schon durch weißen Strandsand zum Aufstieg auf die Dünenlandschaft.
Lontzkedüne – ein kleiner Wüstentraum
Ich finde es schwer die hier herrschende Stimmung sowohl in Worten als auch in Bildern festzuhalten. Kein Bild kann meiner Meinung nach die wirkliche Weite wiedergeben. Und Wüstenmomente zu beschreiben ist sowieso nicht möglich, das muss man einfach mal erlebt haben.
Und auch wenn es nicht ganz mit unseren bisherigen Wüstenerfahrungen mithalten kann, so war es doch atemberaubend die Sahara Polens gesehen zu haben.
Fazit zur Lontzkedüne
Unbedingt! Wer auch nur annähernd in dieser Gegend oder auch ein wenig entfernt ist, sollte sich die polnische Sahara nicht entgehen lassen.
Wir fuhren um tolle Eindrücke reicher und mit etlichen Kilometern in den Füßen weiter nach Danzig.